John Francis Flynn – Schau über die Mauer und sieh den Himmel

„Man kann nicht alle Lieder singen … Nun ja, manche Leute tun das. Aber man merkt es, wenn jemand keine Verbindung zu diesem Lied hat …“

Anders als wir vielleicht erwarten, gibt es bei traditioneller Musik keine Einheitslösung. Jedes Lied hat seine eigene Geschichte, Vergangenheit und Charaktere, denen die Sänger dienen müssen, nicht sich selbst. Auf seinem neuen Album „Look Over The Wall, See The Sky“ zerlegt John Francis Flynn diese traditionellen Lieder behutsam und arrangiert sie mit einer emotionalen Kraft neu, die sie manchmal haltlos zurücklässt und sie in einem surrealen Raum zwischen Vergangenheit und Gegenwart, dem Analogen und dem Digitalen, zwischen Liebe und Tragödie schweben lässt.

In seiner ersten Single Mole In The Ground, einem Cover eines amerikanischen Anti-Establishment-Folksongs, der 1928 von Bascom Lamar Lunsford aufgenommen wurde, lässt John den Surrealismus des Lieds in den Mittelpunkt treten und entscheidet sich dafür, die Worte zu sprechen, anstatt sie zu singen. Auch seine Stimme lebt unter dem Boden der Melodie, gräbt sich ihren Weg unter hypnotische Trommeln, tanzende Gitarren und gleitende Geigen. Indem er die kinderreimartige Melodie des Lieds wegnimmt, konzentrieren wir uns auf die Fantasien und Wünsche unserer Erzähler, aber auch auf „die Seltsamkeit des Lieds und seine Aggressivität. Die letzte Zeile lautet: Ich mag den Eisenbahner nicht/ Der Eisenbahner wird dich töten, wenn er kann/ Und er wird dein Blut wie Rotwein trinken, und ich wollte dieses Gefühl in den Griff bekommen.“