Angel Olsen Big Time

„Big Time“ ist ein Album über die expansive Kraft neuer Liebe, aber diese Helligkeit und dieser Optimismus werden durch ein tiefes und vielschichtiges Gefühl des Verlusts gemildert. Während Olsen sich mit ihrer Seltsamkeit auseinandersetzte und sich mit den Traumata auseinandersetzte, die sie davon abgehalten hatten, sich selbst vollständig zu akzeptieren, hatte sie das Gefühl, dass es an der Zeit sei, sich gegenüber ihren Eltern zu outen, eine Hürde, die sie seit einiger Zeit gemieden hatte. „Im reifen Alter von 34 Jahren hatte ich endlich die Freiheit, ich selbst zu sein“, sagte sie. Drei Tage später starb ihr Vater und kurz darauf auch ihre Mutter. Die Scherben dieser Trauer – die Verkürzung ihrer Chance, von ihren Eltern endlich besser gesehen zu werden – sind über das gesamte Album verstreut.

Drei Wochen nach der Beerdigung ihrer Mutter war sie im Studio und nahm dieses unglaublich weise und liebevolle neue Album auf. Verlust ist seit langem ein Thema von Olsens elegischen Liedern, aber nur wenige können Elegien mit so rücksichtsloser Energie schreiben wie sie. Auch wenn diese aus allen Nähten platzende, bergab laufende Energie für ihre Arbeit unbändig zu sein scheint, beweist dieses Album, dass Olsen jetzt von einem tieferen Standpunkt der Klarheit aus schreibt. Sie arbeitet mit einer elastischen, raumgreifenden Beherrschung ihrer Stimme – sowohl klanglich als auch künstlerisch. In diesen Liedern geht es nicht nur um transformierende Trauer, sondern auch darum, Freiheit und Freude in den kommenden Entbehrungen zu finden.